250 Jahre Jubiläum
Homilie zum 25. Sonntag im Jahreskreis.
Sehr geehrte Herrschaften, liebe Freunde!
Wir haben uns versammelt um in dieser Kapelle um einen Festgottessdienst in dieser Kapelle des Schlosses des hochwohlgeborenen Geschlechtes der Grafen von Haugwitz in Namest zu begehen.
In einem solchen Ort sich zu versammeln, in einem geschichtsträchtigen Ort bedeutet für uns zurückzuschauen, zurückzuschauen in eine Vergangenheit, in ein Vierteljahrhundert der Geschichte, einer Geschichte der großen kulturellen und gesellschaftlichen Leistungen in allen Spalten des Lebens welche das Land und die Ortschaften in der näheren Umgebung der Stadt geprägt haben. Die schönen Bauten – man kann da nicht das schöne Schloss Schönwald mit der Parkanlage und den Tempeln und Belvedeurs in Jinosov vergessen – die erneuerten Gotteshäuser und Kapellen geben ein dauerhaftes Zeugnis von dieser Epoche ab, welche man nicht mit Unrecht als ruhmreiche bezeichnen kann, ab. Sie bleiben mit uns als Zeugen einer vergangenen Zeit welche vom Geist geprägt war, vom Geist welcher nicht allein vom materiellen oder ökonomischen Nutzen bestimmt war, sondern von den bleibenden Werte der Kunst, der Kultur, des Schönen beflügelt war.
Was bleibt uns den heutigen Menschen von dieser Zeit noch übrig? Etwa nur die Monumente, welche die Missgunst der Vergangenheit nicht zu zerstören vermochte und welche heute, in einer etwas besseren Zeit – wir wollen hoffen das dem so sei – wieder zur neuen Schönheit eines Phönix ähnlich auferstehen, oder eine Nostalgie nach einer Zeit in welcher die Werte der Ehre, des wahren Wortes, der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit, des Gemütes und der Kunst noch auf ihrem Platz der ihnen gehörte seinen festen Platz hatten? Soll dieses Gedächtnis nur ein Erwachen der Erinnerungen sein oder eher ein Aufbruch in eine neue Zeit in welcher wir verhelfen, dass unter zwar veränderten Bedingungen, die alten aber immer gültigen Werte zu neuem und erneuerten Leben erwachen.
Die 250 Jahre waren ein Teil der Geschichte mit allen ihren Höhen und Tiefen, ein Teil einer Geschichte in welcher Liebe, Wahrheit, Kunst und Geschick auf einer Seite und menschliches Unvermögen, Bosheit und Hass sich mit einander so verwoben, dass es für uns den Menschen von Heute schwer fällt das Licht und den Schatten der Geschichte von einander zu unterscheiden. Ja es fällt uns schwer in der Geschichte, in welcher Zeiten des Geistes, der Ordnung, der Ruhe, der Geborgenheit von Zeiten des zerstörerischen Hasses verschiedener totalitärer Regime und revolutionärer Umwälzungen verdrängt wurden, ein Werk einer höheren Vorsehung zu erblicken.
Aber schon der Umstand, dass wir uns in dieser altehrwürdigen und von der Geschichte geprägten Kapelle versammeln konnten soll für uns als Zeichen einer neuen Hoffnung gelten. Einer Hoffnung welche vom Wort Gottes getragen ist. Und darum wollen wir uns auch heute in das Wort hineinhören, in das Wort welches zu jeder Zeit einen neuen Strahl des Lichtes in unsere Gemüter bringt.
Ja, was sagt uns das Wort vom heutigen Sonntag, vom fünfundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis zum heutigen Jubiläum?
In der zweiten Lesung aus dem Philipehrbrief hörten wir die Worte des Apostels: „für mich ist Christus das Leben“. Welch ein schönes Bekenntnis des Apostels. Christus ist das Leben - Christus ist die Fülle des Lebens, die Freude, der Trost welcher alle anderen Tröstungen hinter sich lässt.
So war es im Leben der Heiligen Gottes. Der Heilige Franz von Assisi sagte oft: Mein Gott, mein Alles. Und der heilige Patrik, der Apostel Irlands sprich in seinem Gebet:
Christus mit mir,
Christus vor mir
Christus hinter mir,
Christus sei in mir,
Christus sei über mir,
Christus sei rechts,
Christus sei links,
Christus sei mit mir, wenn ich ruhe,
Christus sei mit mir, wenn ich sitze,
Christus sei mit mir, wenn ich erwache,
Christus sei im Herzen von allen, welche an mich denken,
Christus sei im Mude aller, welche über mich sprechen,
Christus sei in den Augen aller, welche mich ansehen,
Christus sei in den Ohren eines jeden, welcher mich anhört.
Wir spüren aus diesen Worten, dass Christus für diese Persönlichkeiten keine ferne Größe war, sondern ein alles durchdringendes Leben, wir können sagen ein Lebenspartner, mit welchem sie lebten. So war es bei Paulus, und das ist auch der Schlüssel zum Verständnis seiner übermenschlichen Leistungen, zu welchen er im Dienste Christi fähig war, seines Aushaltvermögens in allen Bedrängnissen – war er doch für ihn so oft eingekerkert, gegeißelt, gesteinigt, und verfolgt.
Christus der Sinn gibt, Christus der Leben ist, Christus der Herr der Geschichte. Ja es ist nicht leicht zu glauben, dass Christus nicht nur im Hintergrund der Geschichte steht, sondern das Er das Alpha und Omega der Geschichte ist. Einer Geschichte, welche so oft mit Blut und menschlichen Tränen geschrieben ist. Und doch, er das Lamm Gottes, welches wegen unserer Sünden geschlachtet wurde, ist jener welcher mit Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird – um zu richten – das heißt um alles was in der Geschichte durch menschliches Versagen verbogen und verkrümmt wurde zurechtzurücken, um alles auf seinen ihm zugehörigen Platz zu stellen. Dann werden alle Taten der Menschen und ihre Beweggründe sichtbar. Dann wird die Geschichte neue geschrieben, denn die Wahrheit wird offenbar.
Voriges Jahr konnten Sie das Jubiläum der 250 Jahre des Wirkens ihrer Vorfahren hier in Namest begehen. Heute ist es uns vergönnt der gnädigen Frau Gräfin Hana Kalar, geborene von Haugwitz zu Ihrem Lebensjubiläum herzlich zu gratulieren. Nehmen Sie, bitte, unseren herzlichen Glückwunsch entgegen.
Welche Gedanken können unser aller Gemüt bei solcher Gelegenheit bewegen? Sicher Gedanken des Dankes. Der Dank gehört vor allem Gott – Gott müssen wir danken für alles Gute, nicht nur das, was Er uns persönlich gewährt hat, sondern und das um so mehr, für alles was er durch uns oder unsere Vorfahren zum Wohle der Allgemeinheit wirken konnte. Den danken müssen wir besonders für das Gute das wir tun konnten.
Es kann geschehen, dass sich in die Freude und den Dank auch Gedanken der Trauer vermischen, der Trauer über den Undank der Menschen, über gestrandete Hoffnungen und Pläne.
Doch der Glaube, welchen wir bekennen, hilft uns darüber hinweg. Er verhilft uns dazu dass der Dank, die Freude bestimmend bleiben. Er verhilft uns in allen Ungelegenheiten des Lebens eine Fügung zu erkennen, welche zu einem, uns noch verborgenem Ziele führt. Er hilft uns sehen, dass das Gute der bleibende Wert ist, welcher durch kein noch so großes Übel ausgelöscht werden kann. Denn die zerstörerischen Kräfte werden nicht das letzte Wort haben, weder in dieser noch in jener Welt.
Für mich ist Christus das Leben – sprach der Apostel, in einer Zeit wo es noch keine christlichen Denkmäler gab, wo die Welt heidnisch war, wo von einer christlichen Kultur noch keine Rede sein konnte. Die Geschichte bestätigte seine Worte – die Geschichte, die vom Seinem Geist Jahrhunderte lang geprägt wurde.
Die 250 der Geschichte Ihrer Familie sind auch 250 Jahre seiner Gegenwart unter uns, in diesem Land, in dieser Kultur, in diesem Schloss.
Möchte doch dieser Gottesdienst des Dankes auch ein Ausdruck unserer Hoffnung in die Zukunft sein!